Training Herz

Präventive Trainingstherapie für Herzerkrankungen

Obwohl der Nutzen und die Bedeutung von körperlicher Aktivität in letzter Zeit immer mehr in den Vordergrund gerückt sind, treiben die Österreicherinnen und Österreicher - nicht zuletzt wegen der COVID-Pandemie - weniger Sport als je zuvor. Sport hat nicht nur wichtige Vorteile bei der Vorbeugung vieler Krankheiten, wie dem Herzinfarkt- oder in Bezug auf das Krebsrisiko, sondern spielt auch eine wichtige Rolle in der Behandlung bei Herzschwäche oder nach einem Herzinfarkt.

Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie empfiehlt daher:

Pro Woche sollten mindestens 150 Minuten Ausdauertraining mit mittlerer Intensität, verteilt auf 5 Tage, oder 75 Minuten Training mit hoher Intensität, verteilt auf drei Tage, durchgeführt werden. Mittlere Intensität ist definiert als ein Training mit maximal 69 % der maximalen Herzfrequenz, als Faustregel sollten Sie in der Lage sein, während des Trainings normal und ohne Pausen zu sprechen. Hohe Intensität ist definiert als ein Training mit mehr als 70 % der maximalen Herzfrequenz. Ein Steigerung des Trainings auf mehr als 300 Minuten mit mittlerer Intensität oder auf 150 Minuten mit hoher Intensität bringen dabei einen noch höheren Nutzen.

Training

Zusätzlich sollte an mindestens 2 Tagen pro Woche ein Krafttraining mit 8-10 Übungen mit jeweils 10-15 Wiederholungen durchgeführt werden. Im Rahmen des Krafttrainings sollten alle großen Muskelgruppen trainiert werden, d.h. Rumpf, Rücken, Brust, Schultern, Arme und Beine. Dabei sollten antagonistische Muskeln im Wechsel trainiert werden, um Verkürzungen der Sehnen zu vermeiden. Es ist ratsam, den Brustmuskel und die Schultermuskeln abwechselnd mit Übungen für den oberen Rücken zu trainieren und den Bauch und den Rumpf zusammen mit den unteren Rückenmuskeln zu trainieren. Außerdem sollten die Beine nicht vernachlässigt werden, die zusammen mit dem Rumpf die wichtigsten Zielgruppen für präventives Krafttraining sind. Für die Umsetzung im Alltag ist es wichtig, dass das Krafttraining nicht unbedingt in einem Fitnessstudio, sondern beispielsweise mit dem eigenen Körpergewicht oder mit gefüllten Wasserflaschen durchgeführt werden kann.

Bei älteren Personen oder Personen mit Herzproblemen sollte vor der Aufnahme intensiver körperlicher Aktivität sowie der Teilnahme an Wettkämpfen unbedingt eine Sporttauglichkeitsuntersuchung erfolgen!

Im Allgemeinen sind die von der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie vorgeschlagenen Richtlinien nur optimale Empfehlungen, denn der größte Nutzen tritt ein, wenn der Sprung von keiner zu einer zumindest geringen körperlichen Betätigung gelingt. Eine weitere Steigerung der körperlichen Aktivität wirkt sich dann natürlich auch positiv aus, aber die Dosis-Wirkungs-Kurve flacht mit einer weiteren Steigerung der körperlichen Aktivität etwas ab. Die günstigen Effekte erscheinen auch unabhängig davon, welche Ausdauersportart betrieben wird. Ob man also gerne Rad fährt, rudert, Tennis spielt, läuft, Ski fährt oder z.B. wandert, ist laut Studien weitgehend unerheblich, wichtig ist aber, dass man auch im höheren Alter oder bei eingeschränkter Leistungsfähigkeit die Lust am Sport nicht verliert. Um den Spaß am Tennis zu erhalten, kann man zum Beispiel vom Einzel zum Doppel wechseln oder vom Einer- zum Vierer-Ruderboot. Es ist wichtig, sich nicht davon entmutigen zu lassen, dass man vielleicht nicht mehr die gleichen Berge besteigen kann oder dass die Strecke auf dem Rennrad etwas kürzer wird.

Trainieren

Und wenn selbst diese sportlichen Aktivitäten schwierig werden, hilft es, einfache Alltagsaktivitäten für sich zu nutzen, wie Einkaufstaschen tragen, weitere Strecken zu Fuß statt mit dem Bus zu bewältigen und auch die Treppe statt des Aufzugs zu nehmen.

Wichtig ist, auf Bewegung nicht zu verzichten, sondern sie in allen Alltagssituationen und bestenfalls auch im Rahmen von sportlichen Aktivitäten aktiv zu fördern. Aller Anfang ist schwer, aber der Nutzen ist sehr groß.

Dr. med. univ. Victor Schweiger

Victor Schweiger hat sein Medizinstudium in Innsbruck absolviert  und ist PhD Kandidat im Universitären Herzzentrum des Universitätsspitals Zürich.

Dr. Victor Schweiger

PD Dr. med. David Niederseer, PhD, Bsc.

David Niederseer ist nach Studien in Medizin, molekularer Medizin und Sportwissenschaft in Innsbruck und Salzburg nun Oberarzt für präventive Kardiologie und Sportkardiologie am Universitären Herzzentrum des Universitätsspitals Zürich. Dort leitet er auch die ambulante kardiale Rehabilitation. Zudem ist er Leiter der Arbeitsgruppe für Prävention, Rehabilitation und Sportkardiologie der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft.

Dr. David Niederseer

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