COVID-19 als Auslöser von Herzerkrankungen
Die COVID-19 Erkrankung durch das neuartige SARS-CoV-2 Virus hat im Jahr 2020 pandemische Ausmaße erreicht und ist eine Infektionserkrankung die in erster Linie die Lunge betrifft. Jedoch ist auch bekannt, dass die Infektion mit SARS-CoV-2 direkte und indirekte Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System haben kann.
Bei den direkten Folgen handelt es sich in erster Linie um Herzmuskel-Schäden bzw. –Entzündungen, sowie thromboembolische Erkrankungen. Darüber hinaus hat die Pandemie sehr wahrscheinlich auch einen erheblichen „Kollateralschaden“ für Betroffene mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursacht (indirekte Folgen).
Im Rahmen einer COVID-19 Erkrankung kommt es bei schweren Verläufen (definiert als Betroffene die im Krankenhaus behandelt werden müssen) zu einer Schädigung des Herzmuskels. Diese lässt sich im Blut durch sogenannte Herzmarker nachweisen und ist mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden. Diese Herzmuskelschädigung entsteht am ehesten durch eine schwere generalisierte Entzündungsreaktion bzw. eine gestörte Durchblutung der kleinsten Gefäße am Herzen. Die Therapie der Grunderkrankung, also der COVID-19 Erkrankung, ist die wichtigste Maßnahme auch bei einer Herzmuskelschädigung.
Die Pandemie hat einen erheblichen „Kollateralschaden“ für Betroffene mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursacht.
Es gibt auch Hinweise, dass die COVID-19 Erkrankung nicht nur den Herzmuskel als Solches betreffen kann, sondern das Risiko für das Auftreten eines Herzinfarktes erhöhen kann. Dies kann durch eine lokale Entzündungsreaktion, Cholesterin-Plaque-Destabilisierung in den Herzkranzgefäßen oder durch eine erhöhte Belastung des kardiovaskulären Systems in Folge der aktiven Infektion verursacht werden. Insgesamt ist das Risiko eines Herzinfarktes durch COVID-19 jedoch als gering einzustufen.
Auch Thrombosen (Blutgerinnsel in den Gefäßen) oder Lungenembolien werden bei PatientInnen mit schwerer COVID-19-Ekrankung beobachtet. Mehrere Studien berichteten über einen Anstieg der Häufigkeit von thromboembolischen Ereignissen seit der COVID-19 Pandemie. Dies wird vermutlich aufgrund der generalisierten Entzündung und der damit einhergehenden die Blutgerinnung fördernden Wirkung von COVID-19 verursacht.
Neben diesen direkten Auswirkungen hat sich gezeigt, dass die COVID-19 Pandemie auch erhebliche Kollateralschäden auf das Herz-Kreislauf-System verursacht hat. Dies betrifft insbesondere all jene Erkrankungen, die dringende medizinische Interventionen benötigen. Die Ursachen dafür sind vielseitig. Betroffene mit Herz-Kreislaufbeschwerden haben vermutlich aus Sorge einer Ansteckung eine Abklärung ihrer Herz-Kreislauf-Beschwerden verzögert oder gar nicht durchgeführt. Andererseits kam es durch die Pandemie zum Teil zu einer deutlichen Beeinträchtigung in der Regelversorgung (vor allem in stark von COVID-19 betroffenen Ländern). Nicht zuletzt hat die Pandemie mit dem damit einhergehenden Fokus auf COVID-19 zu einer veränderten Priorisierung von anderen Krankheitsbildern geführt.
Zusammengefasst ist im Rahmen einer SARS-CoV-2 Infektion eine Herzmuskelschädigung häufig, vor allem bei schweren COVID-19 Verläufen. Darüber hinaus ist ein erhöhtes Risiko für thromboembolische Erkrankungen wie Herzinfarkt und Lungenembolie zu verzeichnen. COVID-19 verursacht aber auch einen nicht zu vernachlässigenden indirekten „Kollateralschaden“, welcher vor allem zu Beginn der Pandemie zu beobachten war.