In einer aktuellen Studie (Kim Ch. Et al, Eur. Radiol 2022;1558-69) wurden Standardröntgenbilder des Brustkorbs mittels künstlicher Intelligenz analysiert. Untersucht wurden 1.414 Lungenröntgenbilder von Patienten mit und ohne bekannter Herzklappenerkrankung. Durch Einsatz des automatischen selbst lernenden Systems konnten Herzklappenfehler mit großer Treffsicherheit erkannt werden. Die Ergebnisse stimmten darüber hinaus auch mit den Diagnosen der Herzultraschalluntersuchung überein. Das Standard-Lungenröntgen könnte somit für breiter angelegte Screeningprogramme zur Erkennung von Herzklappenfehler verwendet werden.

Eine zweite aktuelle Studie verwendete einen sogenannten „deep learning Algorhythmus“ zur Erkennung von Herzklappenfehlern aus dem Ruhe-EKG (Elias P et al, J Am Coll Cardiol 2022;80:613-26). Analysiert wurden EKG-Aufzeichnungen von 77.163 Patienten mit und ohne Herzklappenfehler. Auch in dieser Untersuchung konnte das Vorliegen einzelner Klappenfehler alleine durch das EKG in mit großer Treffsicherheit diagnostiziert werden. In Zukunft könnte somit jeder Routine-EKG Befund automatisch auch zum Nachweis oder Ausschluss eines Herzlappenfehlers verwendet werden. 

Im Rahmen einer Pressekonferenz am 14.12.2022 wurde in Wien die neu gegründete Cholesterinallianz vorgestellt. Es handelt sich um einen Zusammenschluss zahlreicher im Gesundheitsbereich tätiger Experten und Organisationen mit dem Ziel, die Bedeutung von LDL-Cholesterin für die Entstehung von Herz-Kreislauferkrankungen in den Fokus zu rücken und die damit verbundene Sterblichkeit zu senken. Herr Prim. Univ. Prof. Dr. Martin Clodi, Vorstand der Österreichischen Diabetesgesellschaft, Frau Univ. Prof. Dr. Alexandra Willer, Leiterin der klinischen Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel an der Medizinischen Univ. Wien und Herr Univ. Prof. Dr. Peter Siostrzonek, Pressereferent der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft sowie Herr Prof. (FH) Dr. Bernhard Rupp, MBA, Leiter der Abteilung Gesundheitspolitik in der Arbeiterkammer Niederösterreich formulierten 3 Ziele zur Verbesserung der derzeitigen Situation:

1. Jede:r Österreicher:in soll seinen /ihren LDL-Cholesterinwert wissen
2. Jede:r Österreicher:in soll seinen /ihren LDL-Cholesterinzielwert kennen
3. Jede:r Österreicher:in soll seinen /ihren LDL-Cholesterinzielwert erreichen

Zur Umsetzung der Ziele wurde eine Reihe von Vorschlägen präsentiert, die von einem verbesserten Cholesterin-Screening über die Entwicklung von digitalen Applikationen zur Risikoanzeige bis zur Etablierung eines umfassenden Disease Management Programms zur Prävention von Herzkreislauferkrankungen reichten. Diese Vorschläge sollen nun an die Entscheidungsträger im Gesundheitsbereich herangetragen werden.

Derzeit liegt in Österreich insgesamt eine unzureichende Behandlung von zu hohem Cholesterinwerten vor, und dies betrifft im Besonderen die Gruppe der Hochrisikopatienten nach Herzinfarkt oder Schlaganfall, wo derzeit nur rund 20% ihren individuellen LDL-Cholesterin Zielwert erreichen. Dies ist umso erstaunlicher, da mittlerweile ausreichend wirksame und gut verträgliche Behandlungsmöglichkeiten bestehen.  Eine aktuelle Studie des Instituts für höhere Studien (Thomas Czypionka et al,  Juni 2022) hat nun errechnet, dass alleine durch Erreichen der von der Europäischen Herzgesellschaft (ESC, Prevention guidelines) vorgegebenen individuellen LDL-Cholesterin-Zielwerte eine deutliche Reduktion von Herzinfarkten und Schlaganfällen erzielt werden könnte, womit auch insgesamt 8.2% aller Todesfälle in Österreich vermieden werden könnten. Zusätzlich wurden auch die volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Hypercholesterinämie mit etwa 1 Milliarde Euro veranschlagt und im Falle einer adequaten Behandlung  ein Einsparungspotential von 300 Millionen Euro durch die Reduktion von Spitalskosten, Krankenständen und Invalidität errechnet.