"Black out" im Kopf - zurecht gefürchtet?
Der Begriff „black out“ ist ein in den Medien in letzter Zeit häufig verwendetes Wort und meint den plötzlichen Zusammenbruch der Stromversorgung. Auch beim Menschen kann ein „black out“ auftreten. Der medizinische Fachausdruck dafür lautet „Synkope“ und ist definiert als eine kurzdauernde Bewusstlosigkeit mit Verlust der Muskelspannung, als deren weitere Folge ein Sturz resultieren kann. Charakteristischerweise kommt es bei Synkopen spontan zu einem sofortigen Wiedererlangen des Bewusstseins und es scheint fast so, als ob gar nichts passiert wäre.
Dennoch können Ursachen und Folgen von Synkopen lebensbedrohlich sein. Synkopen treten auf, wenn das gesamte Gehirn für eine kurze Zeit kein oder zu wenig Blut bekommt. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Erstens: Die Pumpe des Kreislaufsystems, nämlich das Herz, arbeitet für eine kurze Zeit nicht richtig, oder zweitens, das Blut versackt im Gefäßsystem.
Kardiale Ursachen
Zur ersten Gruppe („kardiale Synkopen“) gehören Synkopen im Rahmen eines Herzinfarktes, einer Lungenembolie oder eines Einrisses der Hauptschlagader, sie sind damit Zeichen für ein besonders lebensbedrohliches Ereignis.
Wenn Synkopen bei oder kurz nach Anstrengungen auftreten, ist ebenfalls der Verdacht auf eine Herzerkrankung gegeben und eine baldige kardiologische Abklärung erforderlich, denn auch diese Ereignisse sind dann wahrscheinlich durch eine Herzerkrankung bedingt.
Synkopen können auch ohne sonstige Beschwerden quasi aus dem Nichts heraus auftreten. Sie beunruhigen den Betroffenen selbst oft nicht, und der Betroffene meint nicht selten, dass „ja nichts gewesen sei“, so ferne es nicht zu Verletzungen durch das Hinstürzen gekommen ist. Bei ungeklärten Stürzen müssen daher immer auch kardiale Synkopen als Ursache in Betracht gezogen werden. Vor allem bei älteren Patient:innen können derartige Ereignisse häufig durch kurzdauernde Herzrhythmusstörungen verursacht sein.
Plötzlicher kurzer Bewusstseinsverlust oder in der Ursache ungeklärte plötzliche Stürze können ein erstes Symptom einer gravierenden Herzerkrankung oder einer gefährlichen Herzrhythmusstörung sein und bedürfen unbedingt einer raschen Abklärung bei der Kardiologin oder dem Kardiologen. Bei gleichzeitigen Schmerzen im Brust- oder Rückenbereich oder bei zusätzlich auftretender Atemnot ist sofortige notärztliche Hilfe anzufordern.
Kreislaufregulationsstörungen
Die zweite Gruppe von Synkopen beruht auf einer Kreislaufregulationsstörung. Beim Aufstehen bzw. bei Lagewechsel vom Liegen zum Sitzen oder Stehen kann das Blut in den Beinen versacken, wodurch das Gehirn kurzzeitig minderdurchblutet ist. Der Betroffene verspürt zuerst einen Schwindel und ein flaues Gefühl beim Aufstehen, oder berichtet über Schwarzwerden vor den Augen, und verliert erst danach das Bewusstsein.
Diese Art von Synkopen ist weniger gefährlich, da man sich beim Sturz meist noch etwas abfangen kann, aber Verletzungen sind mitunter dennoch möglich. Ein klassisches Beispiel für diesen Typ von Synkopen ist der ältere Herr, der wegen seiner vergrößerten Prostata Medikamente nehmen muss, die gleichzeitig auch den Blutdruck senken und der dann in der Nacht aufstehen muss, um auf die Toilette zu gehen, wobei dann am Weg zum WC die Synkope auftritt.
Für Patient:innen heißt es, dass Synkopen beim Aufstehen meist nicht bedrohlich sind, da eine Kreislaufregulationsstörung per se nicht lebensgefährlich ist. Als Erstmaßnahme ist langsames und vorsichtiges Aufstehen zu empfehlen, in weiterer Folge sollte aber ärztlicherseits auch die mögliche Ursache abgeklärt und die Medikation überprüft werden.
Auch nach längerem Stehen oder Sitzen ist ein Versacken des Blutes möglich. Viele an sich gesunde Menschen haben bereits derartige Synkopen selbst erfahren, z.B. bei einer Blutabnahme, oder bei Situationen mit plötzlich auftretenden Schmerzen. Man hat lange angenommen, dass der Vagus-Nerv dieses Kreislaufversagen hervorgerufen kann und diese Synkopen deshalb „Vasovagale Synkopen“ genannt. Heute hat sich jedoch der Begriff „Neurokardiogene Synkopen“ durchgesetzt. Typisch ist, dass die Patient:innen vor der eigentlichen Bewusstlosigkeit bereits Schwindel, Übelkeit, oder ein flaues Gefühl verspüren und auch weitere Symptome wie Schwitzen und Blässe auftreten. Wie gesagt, oft betreffen derartige Ereignisse jüngere Menschen, die herzgesund und gut belastbar sind.
Wir empfehlen diesen Patient:innen mit neurokardiogenen Synkopen nach Ausschluss einer Herzerkrankung rechtzeitig auf Warnsymptome zu reagieren und sich schnell hinzusetzen oder hinlegen.