Herzoperation

Herzklappenfehler: Wann brauche ich eine Herzoperation?

Das menschliche Herz verfügt über 4 verschiedene Herzklappen, die als Ventile für einen korrekten Blutfluss zwischen den Herzabschnitten und damit für einen effizienten Auswurf von Blut aus dem Herzen sorgen. Undichtigkeiten und Verengungen der Klappen stören die Herzfunktion und müssen bei gegebenem Schweregrad chirurgisch oder interventionell (d.h. mittels Katheterverfahren) korrigiert werden. Das optimale Vorgehen für den jeweiligen Patienten, die jeweilige Patientin wird im Heart-Team bestehend aus Kardiolog:innen und Herzchirurg:innen festgelegt.

Grundsätzlich wird die operative Behandlung einer Herzklappenerkrankung notwendig, wenn diese als „schwer“ oder „hochgradig“ eingestuft wird. Die Funktion der Herzklappen wird mittels Herzultraschall beurteilt und es bestehen prinzipiell zwei Arten der Erkrankungen. Erstens kann es sein, dass die Herzklappe nicht mehr richtig schließt, also undicht wird. Man spricht dann von einer sogenannten Klappen-Insuffizienz. Zweitens kann es durch Verkalkungsprozesse zu Verengungen der Herzklappe kommen. Man spricht dann von Herzklappenstenosen. Wenn also eine Herzklappenerkrankung, (Undichtheit oder Verengung) hochgradig wird und entsprechende Beschwerden (Atemnot, Druck auf der Brust) vorhanden sind, kann eine operative Behandlung notwendig werden.

Wie wird die Herzklappenerkrankung behandelt?

1. Herzklappen-Repair: Eine undichte Herzklappe kann möglicherweise repariert werden. Am häufigsten geschieht das bei undichten Mitralklappen oder Trikuspidalklappen. Bei diesem herzchirurgischen Eingriff wird oft eine Stabilisierung mit einem eingenähten Ring durchgeführt. Zusätzlich können durch weitere Maßnahmen die Herzklappen wieder stabilisiert und in Form gebracht werden. Der Vorteil einer Reparatur ist der Erhalt der eigenen Herzklappe mit wiedererlangter Funktionstüchtigkeit.

Das Bild zeigt einen Ring wie er typischerweise bei der Reparatur einer insuffizienten Mitralklappe verwendet wird. (Bild mit freundlicher Genehmigung von Edwards Lifesciences LLC, Irvine, CA)

2. Eine verengte (verkalkte) Herzklappe wird durch eine Klappenprothese ersetzt. Davor werden die Klappe und der gesamte Kalk sorgfältig entfernt. Diese künstliche Herzklappe kann „biologisch“ oder „mechanisch“ sein. 

Die biologischen Klappenprothesen haben weiche bewegliche Anteile welche aus Rinderherzbeutel oder Schweineherzklappen bestehen. Der Vorteil dieser Klappen ist, dass nach chirurgischem Klappenersatz nur 3 Monate ein blutverdünnendes Medikament notwendig ist. Danach sind keine speziellen Medikamente einzunehmen. Der Nachteil dieser Klappen ist, dass sie grundsätzlich (i.d.R. im Laufe von vielen Jahren) verkalken und kaputtgehen können. Dies macht unter Umständen einen wiederholten Klappeneingriff notwendig.

Das Bild zeigt eine schwer verkalkte, verengte Aortenklappe. Die Klappe wurde komplett chirurgisch entfernt, inklusive der gesamten Kalkanteile. Danach erfolgte der Ersatz mit einer Herzklappenprothese. (Bild: T. Schachner)

Das Bild zeigt eine tumoröse Auflagerung auf der Herzklappe. Diese führte zu einer Undichtheit der Klappe und zu einer Emboliequelle. Die Klappe wurde repariert und die Raumforderung komplett entfernt. (Bild: T. Schachner)

Das Bild zeigt eine biologische Herzklappenprothese. Nach chirurgischer Entfernung des erkrankten Klappenmaterials wird die Klappenprothese in die Position hineingenäht. (Bild mit freundlicher Genehmigung von Edwards Lifesciences LLC, Irvine, CA)

Die „mechanischen“ Klappenprothesen bestehen aus leichtem Kunststoffmaterial in Form von 2 Flügeln welche auf und zugehen. Der Vorteil dieser Klappenprothesen ist deren Langlebigkeit. Sie bleiben lebenslang implantiert. Der Nachteil ist jedoch die Notwendigkeit einer dauerhaften Blutverdünnung mit regelmäßigen Gerinnungskontrollen.

Welcher Klappentyp eingebaut wird, ist eine individuelle Entscheidung. Sie hängt unter anderem von Alter, Begleiterkrankung und Lebensumständen ab und wird im gemeinsamen Arzt – Patienten Gespräch vor dem Eingriff geklärt.

Über welchen Zugang erfolgt der Herzklappeneingriff?

Die Art des operativen Eingriffes hängt von mehreren Faktoren ab. Welche Herzklappe ist betroffen? Ist sie verengt oder undicht? In welchem gesundheitlichen Gesamtzustand ist der/die Patient*in? Wie ist das Patientenalter und bestehen Begleiterkrankungen? Wie hoch ist das Risiko eines chirurgischen Eingriffes?

Wenn eine herzchirurgische Behandlung angezeigt ist, kann diese häufig minimalinvasiv durchgeführt werden. Hierfür wird dann nicht mehr das Brustbein komplett eröffnet, sondern nurmehr ein Teil davon (sog. partielle Sternotomie oder Hemisternotomie) oder es wird über einen seitlichen Zugang zum Brustkorb (sog. Thorakotomie) sowie einen  Leistenschnitt für die Herz – Lungenmaschine operiert.

Bei der Verengung der Aortenklappe, welche häufig auch im fortgeschrittenen Alter auftritt, kann oft auch über einen Zugang in der Leiste die Klappe unter Röntgendurchleuchtung eingesetzt werden (sog. TAVI Verfahren). Es gibt kontinuierliche Weiterentwicklungen zur Katheter-gestützten Behandlung von Herzklappenerkrankungen, die ja ohne den Einsatz der Herz-Lungen Maschine durchgeführt werden können. Diese werden derzeit im Rahmen von zahlreichen Studien bei verschiedenen Indikationen und Patientengruppen untersucht.

Ao.Univ.Prof Dr. Thomas Schachner, MSc

ist Facharzt für Herzchirurgie und für Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie (Thoraxchirurgie). Als fachlicher Experte ist Dr. Schachner im Editorial board von Fachzeitschriften sowie als Vortragender aktiv. Schachner ist (Mit-) Autor zahlreicher Fachpublikationen (https://orcid.org/0000-0002-5865-2787) und Mitveranstalter des interprofessionellen Symposiums „Das bewegte Herz“ (http://www.das-bewegte-herz.at). Als Gesundheitswissenschafter und Buchautor liegt ihm die Gesundheitsförderung der Bevölkerung am Herzen (http://das-bewegte-herz.com).

Dr. Schachner

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