Herzschrittmacher

Herzschrittmacher: Worauf muss ich achten?

Dank des technischen Fortschritts sind heute Sicherheit und Komfort für den Schrittmacherträger auf ein hohes Maß gestiegen. Meist kann die gewohnte Belastbarkeit und Lebensqualität rasch wiedererlangt werden. Einige kleine Vorsichtsmaßnahmen im Alltag sind notwendig, um eine gute Funktionsfähigkeit des Schrittmachers auch dauerhaft zu gewährleisten.

Die Schrittmacherbehandlung zählt zu den wichtigsten und erfolgreichsten Errungenschaften der Herzmedizin. Ein Herzschrittmacher kann bei Vorliegen von Rhythmusstörungen den plötzlichen Herztod verhindern und die Symptomatik von Rhythmusstörungen (z.B. Kurze Bewusstlosigkeit, Schwindel und fehlende Belastbarkeit) beheben.

Prinzipiell sind Schrittmachersysteme heute schon so robust gebaut, dass eine Funktionsstörung des Schrittmachers nur sehr selten auftritt. Jeder Patient und jede Patientin besitzen einen Schrittmacherausweis, der die wichtigsten Informationen über das Gerät und seine Programmierung beinhaltet, und immer mitgeführt werden sollte - etwa auch auf Reisen. Gründe für eine erforderliche sofortige Kontrolle wären das Wiederauftreten von Symptomen wie vor der Schrittmacheroperation oder auch Hinweise für eine Infektion (siehe unten).

Verhalten nach der Schrittmacherimplantation

Nach erfolgter Schrittmacherimplantation sollte der Arm auf der Körperseite der Implantation für 3 Wochen nicht über Schulterhöhe gehoben werden und danach für weiter 3 Wochen nicht über Kopf gearbeitet werden (z.B. Gardinen aufhängen). Dadurch wird eine unnötige mechanische Belastung an den Schrittmachersonden verhindert und diese können gut einheilen. Außerdem sollten in den ersten Wochen nach der Implantation das Operationsgebiet geschont werden und mechanische Reizungen wie z.B. durch Rucksackgurte oder Hosenträger vermieden werden. Nach ca. 6 Wochen ist die Einheilungsphase abgeschlossen und die Patient:innen werden zur ersten Schrittmacherkontrolle an das implantierende Zentrum bestellt. Bis dahin sollten potentiell gefährliche Situationen (Schwimmen, Lenken eines KFZ, Radfahren, Besteigen von Leitern) noch vermieden werden.

Einige Vorsichtsmaßnahmen sind notwendig, um eine gute Funktionsfähigkeit des Schrittmachers zu gewährleisten.

Vorbeugung vor Infektionen

Wie bei jeder Operation besteht ein gewisses Risiko einer lokalen Infektion, diese äußert sich durch Fieber, Rötung, Schmerzen und Schwellung über der Schrittmachertasche, manchmal auch durch einen Sekretaustritt aus der Wunde. Auf jeden Fall sollte bei derartigen Symptomen umgehend das Krankenhaus kontaktiert werden, in dem der Schrittmacher operiert worden ist.

Auch im weiteren Verlauf ist eine gelegentliche Selbstkontrolle der Schrittmachertasche durch die Patient:innen sehr sinnvoll. Ein Problem im Langzeitverlauf vor allem bei alten Patient:innen kann etwa durch eine starke Gewichtsabnahme mit Rückgang des Fettgewebes unter der Haut bedingt sein. Der Schrittmachergenerator wölbt sich dann vor und setzt die darüberliegende Haut unter Spannung, was zu einem kleinen Hautdefekt mit Infektion führen kann. Eine rechtzeitige Erkennung dieser Situation ist wichtig, da eine chirurgische Verlagerung mit Neufixation des Schrittmachers dem Patienten einen langen Spitalsaufenthalt und viele Komplikationen ersparen kann.

Interaktion mit elektrischen oder magnetischen Geräten

Moderne Herzschrittmacher sind gut gegen elektromagnetische Felder abgeschirmt. Dennoch kann es bei hoher elektromagnetischer Feldstärke zu kurzzeitigen Funktionsverlusten kommen. Der Schrittmacher nimmt nur in seltensten Fällen dadurch Schaden, kann aber kurzzeitig seine Funktion einstellen- und bei Patient:innen kann dies von Schwindelgefühl bis hin zur Ohnmacht führen. Ein klassisches Beispiel hierfür ist eine Magnetresonanzuntersuchung ohne vorherige spezielle Umprogrammierung, oder der in einem Kopfhörer verbaute Magnet in der Brusttasche über dem implantierten Schrittmacher.

Die üblichen elektrischen Haushaltsgeräte wie z.B. Fernseher, Mikrowelle, WLAN, Heizkissen sind unbedenklich und führen zu keinen Störungen.  Vermieden werden sollte jedoch die Verwendung von Körperfettanalysatoren und magnetische Matratzen. Diese verfügen meist über stärkere Magnetfelder und können die Schrittmacherfunktion stören. Selbiges gilt für Elektroschweißgeräte, laufende Motoren und Lichtmaschinen an Fahrzeugen, sowie Induktionsherde. Hier sollte eine Armlänge Abstand gehalten werden, da meist ein starkes Magnetfeld besteht. Auch bei elektrischen Werkzeugen wie Bohrmaschinen, Heckenscheren, Laubbläsern oder Kettensägen wird ein Abstand zum Schrittmacher von mindestens 30 cm empfohlen da diese Geräte oft über eine unzureichende elektromagnetische Isolierung verfügen.

Auch sollte jedes Gerät vermieden werden, bei dem Strom durch den Körper fließt- sei es Reizstrom zum Muskelaufbau oder eine Körperfettwaage. Pulsuhren sind übrigens sicher und beeinflussen den Schrittmacher nicht, es kann jedoch zu Fehlmeldungen der Pulsuhren kommen. Im Zweifelsfall enthält die Bedienungsanleitung der betreffenden Geräte entsprechende Informationen, denn jedes elektrische Gerät wird im Zuge der Zulassung auf eine potentielle Interaktion mit Schrittmachern überprüft.

Bei Handy und Tablet wird ein Sicherheitsabstand von 15cm zum Herzschrittmacher empfohlen, es soll also nicht in der Brusttasche über dem Schrittmacher getragen werden. Auch sollte am Ohr der gegenüberliegenden Seite zum Herzschrittmacher telefoniert werden um den notwendigen Abstand einzuhalten. Kopfhörer dürfen verwendet werden, aber wegen der verbauten Magnete nicht in die Brusttasche gesteckt werden.

Bei Sicherheitsschleusen am Flugplatz kann es durch den metallischen Schrittmacher zu einem Alarm kommen, eine Funktionsbeeinträchtigung tritt jedoch nicht auf. Anders ist es bei Kontrollen mit händischen Metalldetektoren, diese rufen potentiell Störungen hervor. Das Vorzeigen des Schrittmacherausweises reicht in der Regel aus, damit das Sicherheitspersonal eine händische Kontrolle vornimmt.

Notwendige Routine Kontrollen

Herzschrittmacher und implantierte Defibrillatoren haben schon vielen Menschen das Leben gerettet und eine normale Lebensqualität zurückgegeben. Regelmäßige Routine-Kontrollen in einem spezialisierten Zentrum (Schrittmacherambulanz) oder auch eine Übertragung der Messwerte von zu Hause (Home Monitoring) in etwa halbjährlichen oder jährlichen Intervallen sind notwendig, um beginnende Störungen rechtzeitig zu erkennen. Auch eine individuelle Programmierung, angepasst an die Alltagsbedürfnisse des Patienten, ist im Zuge einer Schrittmacherkontrolle möglich.

OA Dr. Lorenz Pilgerstorfer

FA für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin

OA an der Internen II Kardiologie, KH der Barmherzigen Schwestern, Ordensklinikum Linz, Seilerstätte 4, 4020 Linz

Dr. Pilgerstorfer

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