Arzneimittel Herzinsuffizienz

Medikamentöse Therapie der Herzinsuffizienz

Die Behandlung der Herzinsuffizienz hat durch die vielfältigen Möglichkeiten der medikamentösen Therapie enorme Fortschritte erfahren. Gerade die Kombination mehrerer wirksamer Medikamente ermöglicht heute ein deutlich längeres Leben bei gleichzeitig verbesserter Lebensqualität.

Durch die Tatsache, dass das erkrankte Herz den Körper nicht mehr ausreichend mit Blut versorgen kann, werden körpereigene Botenstoffe (Hormone) aktiviert, die den Kreislauf antreiben und die Gefäße verengen. Die Aktivierung dieser Hormone ist bei Notfällen wie zum Beispiel bei Blutverlust oder bei schweren Infektionen sinnvoll, weil sie den Blutdruck und die Durchblutung des Körpers aufrechterhalten und damit das akute Überleben sichern können. Die dauerhafte Aktivierung dieser Hormonsysteme schädigt jedoch ein ohnehin schon schwaches Herz zusätzlich. Die meisten Herzinsuffizienzmedikamente hemmen daher die Wirkung dieser Hormone, sodass das Herz sich erholen kann.

Die Basis jeder Herzinsuffizienztherapie bildet nun eine Kombination aus mehreren Medikamenten (siehe weiter unten)

Zu diesen Medikamenten gehören die sogenannten Angiotensin-Converting Enzym Hemmer (ACE-Hemmer), die Angiotensin-Rezeptor-Blocker (ARB), die Betablocker, und die Mineralokortikoidrezeptor-Antagonisten (MRA). Ein weiteres Medikament, der Angiotensin Rezeptor-Neprilysin Inhibitor (ARNI), unterstützt zusätzlich herzschützende Faktoren, wie die natriuretischen Peptid-Hormone. Eine neue Substanzklasse stellen die Sodium-Glukose Transport-2 Hemmer (SGLT-2 Hemmer) dar, die ursprünglich zur Behandlung der Zuckerkrankheit entwickelt worden waren. Sie zeigen jedoch auch beeindruckende Effekte bei Herzinsuffizienzpatient:innen – auch wenn keine Zuckerkrankheit vorliegt. In der richtigen Kombination und Dosis können all diese Medikamente die Pumpfunktion des Herzens und die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit wieder verbessern, akute Spitalsaufnahmen verringern und das vorzeitige Versterben verhindern. Deshalb sollte jede Patientin und jeder Patient mit einer verminderten Auswurffraktion von unter 40% EF (Ejection Fraction, EF % = Anteil des Blutes, der bei jedem Herzschlag ausgeworfen wird) eine entsprechende Medikamentenkombination erhalten (siehe weiter unten).

Die Basis jeder Herzinsuffizienztherapie bildet eine Kombination aus mehreren Medikamenten

Für Herzinsuffizienzpatient:innen mit erhaltener Auswurffraktion sind dagegen die Möglichkeiten einer medikamentösen Behandlung bisher noch deutlich begrenzter. Kürzlich wurde jedoch über die positive Wirkung von SGLT-2 Hemmern auch bei dieser Patientengruppe berichtet.  Es ist daher davon auszugehen, dass sich demnächst die Therapiemöglichkeiten auch für diese Patientengruppe erweitern werden.

Unabhängig von den genannten Medikamenten, die die Funktion des Herzens und die Prognose verbessern, benötigen manche Herzinsuffizienzpatient:innen auch Entwässerungsmedikamente (Diuretika). Diese sollten aber nur gegeben werden, wenn auch tatsächlich Wasseransammlungen im Körper (z.B. Lunge, Beine) vorliegen. Sollte sich der Zustand der Patientin, oder des Patienten durch die oben genannte Therapie wieder verbessern, können und müssen Diuretika oft in ihrer Dosis wieder verringert oder sogar ganz abgesetzt werden, da ein zu starkes Entwässern sogar ungünstig sein kann.

Bausteine der medikamentösen Therapie der Herzinsuffizienz mit verminderter Auswurffraktion (EF unter 40%):

  • ARNI oder ACE-Hemmer oder ARB
  • Betablocker
  • MRA
  • SGLT-2-Hemmer

 

Legende: ARNI: Angiotensin-Rezeptor Neprylisin-Inhibitor (=Sacubitril/Valsartan); ACE-Hemmer: Angiotensin Converting Enzyme Inhibitor; ARB: Angiotensin-Rezeprtor Blocker; MRA: Mineralokordikoidrezeptor-Antagonist; SGLT-2 Hemmer: Sodium-Glukose Transport-2 Hemmer

Priv.-Doz. Dr. Deddo Mörtl, FESC, FHFA

Facharzt für Innere Medizin, Intensivmedizin, Kardiologie

Herzinsuffizienzspezialist

Fortbildungsreferent der ÖKG

Vorsitzender des Prüfungsausschusses der Facharztprüfung Innere Medizin und Kardiologie

Board Member der Europäischen Kardiologie-Prüfung (European Exam in Core Cardiology/EECC)

Dr. Mörtl

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