Herz schützen

Nichtmedikamentöse Maßnahmen bei Herzinsuffizienz

Neben der regelmäßigen Einnahme der vorgeschriebenen Medikamente spielt auch die nichtmedikamentöse Therapie in der Behandlung der Herzinsuffizienz eine sehr wichtige Rolle. Dazu zählen spezielle Schrittmacher und Defibrillatoren, die Unterstützung durch Kreislaufpumpen und die Herztransplantation bei besonders schweren Verläufen. Weniger spektakulär, aber nicht weniger wichtig sind rehabilitative Maßnahmen mit spezifischer Patientenschulung, sowie Verhaltens- und Trainingsempfehlungen.

Rehabilitation bei Herzinsuffizienz

Bei Patient:innen mit chronischer Herzinsuffizienz und bei stabilisierten Patient:innen nach zurückliegender akuter Behandlung im Krankenhaus soll unbedingt eine kardiologische Rehabilitation durchgeführt werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass dadurch eine Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit, der Lebensqualität und der Prognose erzielt werden kann. Vor allem eine stationäre Rehabilitation mit ihrer multidisziplinären Ausstattung (Ärzte, Pflege, Physiotherapie, Massage, Psychologie, Diätologie) ermöglicht eine Optimierung der medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapie unter engmaschiger Kontrolle.

Auch die Evaluierung von kardiovaskulären Risikofaktoren, sowie die Einleitung und Optimierung der Behandlung von Begleiterkrankungen wie z.B. von Diabetes, Lungenerkrankungen, Nierenfunktionsstörungen, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen sind eine wichtige Aufgabe der Rehabilitation, da diese Begleiterkrankungen sehr wohl auch den weiteren Krankheitsverlauf ganz wesentlich beeinflussen.

Eine effektive Behandlung der chronischen Herzinsuffizienz kann nur bei ausreichender Therapieeinhaltung (Therapieadhärenz) gelingen, nämlich wenn die Medikamente verordnungsgemäß regelmäßig eingenommen werden und wenn die während der Rehabilitation erlernten Verhaltensmaßnahmen konsequent auch im Alltag umgesetzt werden. Die Einhaltung von Empfehlungen resultiert langfristig in einer geringeren Sterberate, führt zu eindeutig weniger Krankenhauseinweisungen, und verbessert die Lebensqualität.

Patiententagebuch

Es wird allen herzinsuffizienten Patient:innen empfohlen ein Herzinsuffizienz-Tagebuch zu führen, in dem subjektive Beschwerden und Messwerte (Blutdruck, Herzfrequenz und Körpergewicht) täglich eingetragen werden. Je genauer die Dokumentation ist, umso besser kann der Arzt, die Ärztin oder auch speziell geschultes Pflegepersonal die Therapie optimieren.

Schulungen bei Herzinsuffizienz – Flüssigkeitsmanagement / Gewichtskontrolle

Schulungen gehören zu den zentralen Bestandteilen der Rehabilitation und zu allen strukturierten Betreuungsprogrammen. Es wird dabei Wissen über die Erkrankung und alle Therapiemöglichkeiten vermittelt. Sie dienen der Einübung eines angemessenen Selbstmanagements (Kontrolle und Dokumentation von Blutdruck, Puls, Gewicht, Beschwerden und Symptomatik, Umgang mit den Medikamenten) und zielen auf eine verbesserte Therapietreue ab. Die Tabelle zeigt die wesentlichen Inhalte eines Schulungsprogramms bei Herzinsuffizienz.

Körperliches Training

Patient:innen mit chronischer Herzinsuffizienz sind körperlich weniger belastbar; sie kommen schneller außer Atem und ermüden rascher. Oft wird aus diesen Gründen die körperliche Aktivität weiter reduziert, sodass die Belastungsfähigkeit noch weiter absinkt. Inaktivität ist eindeutig mit einer besonders schlechten Prognose vergesellschaftet. Körperliche Aktivität und medizinische Trainingsprogramme können dagegen den Krankheitsverlauf der Herzschwäche positiv beeinflussen. Sie erhöhen nicht nur die körperliche Belastbarkeit und reduzieren die Beschwerden, sondern verhindern auch Aufenthalte im Krankenhaus, und verbessern sogar die Lebenserwartung. Außerdem fördert die körperliche Aktivität bei vielen Erkrankten das Wohlbefinden, die Selbstständigkeit und beugt somit Depressionen vor.

Das Trainingsprogramm bei Patient:innen mit Herzinsuffizienz soll auf einem moderaten Ausdauertraining basieren und um ein dynamisches Krafttraining ergänzt werden. Die individuelle Intensität sollte wenn möglich pulsfrequenzgesteuert nach Durchführung einer Belastungsuntersuchung festgelegt werden. Der Grundgedanke dabei lautet: „start low, go slow“ – d.h. eine Überlastung durch zu schnellen Trainingsaufbau sollte auf jeden Fall vermieden werden.

Wählen Sie für körperliches Training eine Sportart die Ihnen Spaß macht

Trainingsumfang und Trainingsintensität

Idealerweise sollte das Ausdauertraining auch durch Einheiten mit Kraftausdauertraining ergänzt werden. Das kontinuierliche Ausdauertraining sollte mindestens 150 Minuten (2 ½ Stunden) / Woche aufgeteilt auf 3-4 Einheiten pro Woche mit moderater Intensität (Talk Test: beschleunigte Atmung, aber eine Unterhaltung in kurzen Sätzen ist möglich) erfolgen. Für das Ausdauertraining eignen sich Radfahren, Crosstrainer, Wandern, Nordic Walking, Golf, Schwimmen, Wassergymnastik, aber auch

Tipps für körperliches Training 

  • Wählen sie eine Sportart, die ihnen Spaß macht.
  • Bauen sie körperliche Aktivität in den Alltag ein: Gehen sie kürzere Strecken zu Fuß, nehmen sie die Stufen und nicht den Lift oder fahren sie Fahrrad. Garten- oder Hausarbeit ist anstrengend, zählen aber nicht zu den Ausdauersportarten.
  • Verteilen sie Ihr Training auf mehrere Tage. So passt es gut in Ihren Alltag.
  • „start low - go slow“: Überfordern Sie sich zu Beginn nicht - Erfahrungsgemäß tritt bei vielen Patienten nach 2-3 Wochen strukturiertem Training bereits eine spürbare Verbesserung der Belastbarkeit im Alltag ein. Die Intensität des Trainings sollte langsam gesteigert werden.
  • Vielen macht Sport in der Gruppe mehr Spaß als alleine.
  • Die ersten 2 - 3 Monate nach Schrittmacher- oder Defibrillatorimplantation sollte auf potentiell gefährliche Sportarten (Schwimmen, Motorradfahren, Paragleiten etc.) und auf Trainingsformen mit größeren Armbelastungen auf der Implantationsseite (Überkopfarbeiten, Tennis, Golf) verzichtet werden.
  • Die Empfehlungen zu körperlicher Aktivität gelten nicht, wenn sich die Symptomatik einer Herzinsuffizienz plötzlich verschlechtert.

Prim. Priv. Doz. Dr. Robert Berent

Seit 1999 Facharzt für Innere Medizin mit Zusatzfach Kardiologie, internistische Intensivmedizin und Geriatrie – Ausbildung Klinikum Wels - Grieskirchen

2004 – 2014 Oberarzt im Herz-Kreislauf- und Stoffwechselrehabilitationszentrum Austria der Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter (BVA). Tätigkeitsbereich: Herzkatheterlabor, Echokardiographie, Nuklearmedizin, Bettenstation

Seit 2014 ärztlicher Leiter und ärztlicher Direktor des kardiovaskulären Rehabilitationszentrums, HerzReha Bad Ischl

Seit 2004 Wahlarztordination in Gmunden für Innere Medizin / Kardiologie

Spezialisierung für: Herzinsuffizienz, Atherosklerose, Fettstoffwechselstörungen, Hypertonie, Rhythmusstörungen, Rehabilitation

Dr. Berent

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