Plötzlicher Herztod beim Sport. Ist er vermeidbar?
Regelmäßige körperliche Aktivität fördert die Gesundheit. Im Allgemeinen überwiegen die Benefits regelmäßiger Sportausübung ihre Risiken bei weitem. Allerdings gibt es Umstände, die dazu führen können, dass die Sportausübung ein erhöhtes Risiko in sich birgt. Das sind einerseits vorbestehende Erkrankungen, die den Betroffenen möglicherweise noch nicht bekannt sind, und andrerseits die Art oder Umgebung der Sportausübung, die diese gefährlich werden lassen kann. Das betrifft die Verletzungsgefahr, die bei einigen Sportarten erhöht ist (zum Beispiel Fußball, Reiten und viele andere) und die Umgebungsbedingungen, in denen Sportarten ausgeübt werden (zum Beispiel exponiertes Gelände, Höhe, Wetterbedingungen, Luftverschmutzung, etc.).
Der Herzstillstand im Sport
Der plötzliche Herzstillstand ist die häufigste nicht durch Unfall bedingte Todesursache im Sport. Weil er unvorhersehbar, und bei einer an sich als gesund bewerteten Tätigkeit auftritt, bewirkt er große Betroffenheit und erzeugt oft breites mediales Aufsehen.
Untersuchungen zur Häufigkeit
Absolut gesehen kommt ein plötzlicher Herztod bei Sportausübung sehr selten vor. Eine unlängst publizierte Studie [1] hat über 10 Jahre medizinische Notfälle während 46 Langdistanzläufen (Marathons, Halbmarathons) in Paris ausgewertet. Die Auswertung erfasste 1,07 Millionen Teilnehmer*innen. Davon erlitten 25 Personen lebensgefährliche kardiale Zwischenfälle, davon 18 einen Herzstillstand. Sechzehn Teilnehmer:innen konnten erfolgreich reanimiert werden, zwei starben. Das Durchschnittsalter der Betroffenen lag knapp unter 42 Jahren, 24 der 25 Betroffenen waren Männer. Bei zwei Drittel waren Durchblutungsstörungen des Herzens die Ursache, mehr als die Hälfte hatte bekannte Risikofaktoren (familiär erhöhtes Risiko, Rauchen, Fettstoffwechselstörungen), mehr als die Hälfte trainierte nur 1 – 3x pro Woche, und ein Drittel hatte bereits vor dem Wettkampf Beschwerden.
Wer ist betroffen?
Diese Daten spiegeln vorbekanntes Wissen wider, nämlich dass hohe körperliche Anstrengung vorübergehend das Risiko für ein Herzereignis stark erhöhen kann.
Am meisten gefährdet sind Menschen, die sich der körperlichen Belastung nur sporadisch und nicht regelmäßig aussetzen. Je regelmäßiger trainiert wird, je besser die Fitness ist, umso geringer ist auch das Risiko.
Männer sind überproportional häufig betroffen, ältere (über 35 Jahre) wieder häufiger als jüngere. Personen, die bereits im Vorfeld Beschwerden wie Brustschmerzen, ungewöhnliches Herzklopfen, Atemnot bei Belastung hatten oder die Risikofaktoren aufweisen, haben ein höheres Risiko. Personen, in deren engerer Verwandtschaft vorzeitige Herzerkrankungen aufgetreten sind oder gar plötzliche Herztode, sind ebenfalls zum Kreis der Risikopersonen zu zählen.
Ursachen
Bei Jüngeren Sportlern sind es meist angeborene oder genetisch bedingte Veränderungen des Herzens, die zu Problemen führen, bei Älteren Personen Erkrankungen der Herzkranzgefäße. Auch Herzmuskelentzündungen oder Narben nach Herzmuskelentzündungen können dabei gefährliche Herzrhythmusstörungen verursachen.
Erwachsene, die sich ungewohnten Anstrengungen unterziehen wollen, ist eine vorangehende sportmedizinische Untersuchung sehr zu empfehlen.
Empfehlungen
Sportmedizinische Untersuchungen
Für Jugendliche zwischen 7 und 18 Jahren im organisierten Sport konnte der Wert einer jährlich durchgeführten sportmedizinischen Untersuchung ganz rezent wieder wissenschaftlich bestätigt werden [2]. Die Untersuchung besteht aus der Erhebung der medizinischen Vorgeschichte und der Familiengeschichte, einer körperlichen Untersuchung, einem Ruhe-EKG im Liegen und einem Belastungstest. Bei Jugendlichen mit Auffälligkeiten oder bei Vorhandensein von Beschwerden werden weitergehende Untersuchungen durchgeführt. Durch dieses Vorgehen konnten aus mehr als 22.000 jugendlichen Athletinnen und Athleten 69 mit potenziell lebensgefährlichen Veränderungen identifiziert werden [2].
Erwachsene, die sich ungewohnten Anstrengungen unterziehen wollen, ist eine vorangehende sportmedizinische Untersuchung sehr zu empfehlen. Diese unterscheidet sich nicht prinzipiell von der bei Jugendlichen, hat aber einen größeren Fokus auf die Erhebung potenzieller Risikofaktoren für atherosklerotische Erkrankungen. Dies gilt insbesondere für Personen, die nicht regelmäßig aktiv sind oder eine längere Aktivitätspause hinter sich haben. Auch wenn belastungsassoziierte Beschwerden auftreten, ist ein Arztbesuch unbedingt zu empfehlen; dies gilt etwa auch für Beschwerden nach entzündlichen Erkrankungen, wie COVID.
Präventive Maßnahmen bei Veranstaltungen
Vorsorgeuntersuchungen können Personen identifizieren, die ein erhöhtes Risiko für einen plötzlichen Herztod haben und diese entsprechend zu beraten. Sie sind jedoch nicht in der Lage alle gefährdeten Personen zu erfassen und das Auftreten des plötzlichen Herztodes gänzlich zu verhindern. Daher ist es sinnvoll bei Veranstaltungen mit vielen Teilnehmern Maßnahmen vorzusehen, mit denen eine rasche Wiederbelebung durchgeführt werden kann (Rettungskräfte, Defibrillatoren).
Regelmäßiges Training und angepasste Sportausübung
Eine an die individuellen körperlichen Fähigkeiten angepasste Sportausübung und ein regelmäßiges und systematisches Training stellen ebenfalls eine wichtige Vorsorgemaßnahme dar.